Einleitung zum Buch "Die Brechstangenpolitik im Zickzackkurs"

Warum haben die deutschen Kolonisten nach 1871 - Abschaffung des Kolonistenstatus - Russland nicht verlassen, um in ihre alte Heimat Deutschland zurückzukehren? Warum gingen sie diesen Weg erst nach 100 Jahren - am Ende des 20. Jahrhunderts? Und warum haben sich die Russlanddeutschen nicht verteidigt, als gegen sie der Genozid eingeleitet wurde? Keine Barrikaden? Wie kämpften sie für das Deutschbleiben?

Diejenigen, die als Kinder eingereist oder schon in Deutschland geboren sind, stellen noch schärfere Fragen: Warum hat sich niemand, aus Protest gegen den eingeleiteten Genozid auf dem Roten Platz mit Benzin übergossen und angezündet, um so die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft auf sich zu lenken? Welche Verantwortung tragen diejenigen Russlanddeutschen vor ihren Landsleuten, die dort in der Sowjetunion Kommunisten waren?

Und der Autor sucht und findet Antworten auf diese heiklen Fragen. Dem Leser werden mehrere noch unbekannte geheime Dokumente (Beschlusse des ZK der WKP(b), Verordnungen des Volkskommissariats der UdSSR, Befehle, Berichte) vorgelegt die beweisen das der Deutschtum in Russland, in der SU zum verschwinden verurteilt wurde. Die unwilligen Deutschen wurden einfach vernichtet. Die am Leben gebliebene Deutschen sollten die ersten Vertreter des neuen umerzogenen Sowjetvolkes werden. Daher die Menschenfresserische Politik - die schwarzen Zeiten - die gegen allem Deutschen eingeleitet wurde.

Doch ist das Buch nicht einzig mit schwarzen Farben geschrieben - es war ja nicht immer Nacht - es gab auch helle sonnige Tage. Die Menschen der deutschen Minderheit die vom Schicksal zum Verschwinden verurteilt waren fanden in ihrer Umgebung auch freundliche, entgegenkommende und mitfühlende Leute. Darum wird im Buch auch von einigen Episoden von Freude und Glück erwähnt: Die sorglose Kindheit, die dreiste Pubertät, Stunden vom Genießen der Erfolge im Lernen, Weilen die im Taumel der ersten Zweitbeziehungen verliefen, das unbeschreibliche Gefühl der Verliebtheit, das Behagen von der Gründung einer Familie, von der Geburt der Kinder, und Zeiten der Bewältigung der schwierigsten Ziele, die dann unglaubliche Berauschtheit hervorriefen, dass auch du in dieser schöpferischen Tätigkeit für das Wohlergehen der Landsleute teilnehmen konntest.

Darum sind wir - die ältere Generation - unseren Nachkommen schuldig, die Vergangenheit - so wie sie tatsächlich war - ihnen auf den Weg in die Zukunft mitgeben.

Oskar Schulz


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