Erweiterter Kommentar zum Gästebucheintrag

K.H. schrieb:
"Bevölkerungsschwund, zu wenig deutsche Kinder... Ja, eine bestimmte Gefahr ist vorhanden, doch wozu in der Geschichte graben? Vielleicht haben Sie als Russlanddeutscher auch das Recht an der Wahrhaftigkeit der deutschen Geschichte zu zweifeln, ich aber nicht. Ich bin mit dieser Historik aufgewachsen, habe in diesem Sinne zu Doktor promoviert und ich sehe keinen Zweck daran zu rütteln und glaube das die meisten deutschen Bürger auch so denken."

Mein Kommentar:
Sie sind, Herr K.H. im Grunde mit dem Autor einverstanden doch blasen in das gleiche Horn wie es der Ex-Kanzler tat (S.104): "Daran gibt es nichts zu deuteln."
So gesehen ist unser Planet immer noch kein Erdball, sondern liegt als Scheibe platt auf den Rücken der Elefanten. Die Lobbyisten, gelenkt von der Finanzoligarchie drängen die Gesellschaft in die von ihnen bestimmte Richtung. Doch konnte sich sogar die Religion - der konservativste Tei der Gesellschaft - auf diese neue wissenschaftliche Errungenschaften der Menschheit umstellen. Oder sollten die andersdenkenden auch heute noch, wie früher, von der heiligen Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden? Dann sind wir alle dran. Erkenntnisse ohne nachzudenken, nur wiederholen was einst von jemanden gesagt wurde, das ist das einfachste was sogar ein Papagei tun kann.
Das ist doch allbekannt das ein Sieger nach dem Krieg die Geschichte aus seiner Sicht darstellt: Er war der Loyalste, Menschlichste, Barmherzigste und hat immer alles richtig und gut getan. Der Besiegte dagegen war ein brutaler, grausamer Menschenfresser. Ich rede nicht von kommunistischen, faschistische, kapitalistischen Systemen, ich spreche von Menschen die unter dem Diktat der Siegermachte die Geschichte aufs Papier bringen.
Doch es vergeht die Zeit und bei den kommenden Generationen schleicht sich in das Empfinden der Vergangenheit Zweifel ein und es entsteht ein Bedürfnis das Geschehene zu überprüfen. Einem solchen Verlangen schließen sich dann auch die Nachkommen der Sieger an: Und so entsteht der Trend die Geschichte von verschiedenen Standpunkten nachzuforschen. Zum Beispiel, waren denn wirklich immer nur die Menschen der Völker jener Länder die von den Europäern in den Kolonialzeiten erobert wurden die schlechten? Oder könnte es sein das die Europäer - die Eroberer - unter aller Kanone waren? Heute wissen wir, dass unsere europäischen Vorfahren damals jene Menschen wie Barbaren behandelten. Und das heißt sich nicht an die alten Dogmen zu klammern, sondern forschen und unabhängige Schlussfolgerungen ziehen. Und der Autor ist in diesem Fall nicht für das blinde gehorchen, sondern für das forschen, analisieren, für das "deuteln".
Wir ältere Deutsche aus Russland können uns Erinnern wie die Geschichte der Sowjetunion nach Stalins Tod neu gestaltet und überwertet wurde. Aber auch dass war noch nicht deutlich genug, vieles wurde verschwiegen. Dennoch kamen zu Wort solche Rebellen wie Al. Solschenizyn, V. Suworow und andere. Erst am Ende der 80er und Anfang der 90er des vorigen Jahrhunderts, mit der Einleitung der "Glasnost" und "Perestroika", wurden die Staatsarchive für die Menschen zugänglich gemacht. Und wieder musste die Geschichte korrigiert werden.
Auch Deutschland konnte solche Überprüfungen nicht umgehen. Hat man denn Deutschlands Geschichte nach den Nationalsozialisten nicht neu bewertet? So wurde auch nach 1900 die Geschichte der DDR umgewertet. Sehr überzeugend und hinweisend klingen die Worte der Frau Dagmar Schipanski (Thüringer Landtagabgeordnete): "...Durch die lange Geheimhaltung der Archive wollte man die so erlebte totale Gewalt die Geschichte der Individuen erlöschen und damit ein Vergessen bei der Bevölkerung erzeugen." Und das bezieht sich nicht nur auf die Ex-DDR, sondern auf die ganze BRD.
Nach Deutschlands Niederlage wurde der Deutschen Bevölkerung Rosabrillen mit Scheuklappen aufgezwungen. Und sie sehen im schmalen Blickwinkel nur das was die Alliierten bestimmt haben und alles nur im rosaroten Licht. Und so ist die Vergessenheit der Deutschen Nation erzeugt worden. Wer sind dann die Deutschen heute? Nur Nachfolger der 12jährigen Herrschaft der Nationalsozialisten? Oder doch die Erben der 2000jährigen Geschichte der Deutschen?
Sie Herr Doktor, H.K. seid ein Produkt der Umerziehung die von den Siegermächten eingeleitet wurde und wurden selbst einer der dann den Heranwachsenden die Ideen der Sieger, ohne ihnen zu erlauben daran zu zweifeln, ins Gewissen eingetrichtert haben. Ja ich bin ein Deutscher aus Russland und das ist mein Vorteil denn ich bin nicht geblendet worden und kann anders als Sie sehen und denken. Auch habe ich mich schon längst überzeugt das genauso viele einheimische Deutschen, besonders aus den jüngeren Generationen, so wie wir Russlanddeutschen, denken.
Die Zeit ist gekommen Deutschlands Geschichte nicht nur aus der Sicht der Siegermächte des zweiten Weltkrieges zu erkennen, sondern die Geschehnisse im 20ten Jahrhundert aus allen vier Himmelsrichtungen zu betrachten und überwehrten, und die Erinnerungen erwecken das wir Nachkommen von Goethe, Beethoven, Kant, Koch, Röntgen und Hunderten anderen Berühmtheiten sind die außerordentliche Beiträge für die allgemeine Menschheit geleistet haben. Wir sind ein Volk mit reichen deutschen Ideen das in der Weltgemeinschaft das Recht auf eine würdige Existenz hat.


Oskar Schulz
Leipzig, 2009


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